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Blues & Boogie 2009
Blues & Boogie 2008
Boogie Woogie 2006

Dana Gillespie | Joachim Palden  

Die Geschichte des Boogie Woogie

Der Boogie Woogie ist eine der wichtigsten Entwicklungsstufen in der Jazzmusik. Der Boogie Woogie kommt unmittelbar aus der ländlichen Folklore. Da das Klavier anfänglich von Weissen haupsächlich für die klassische Musik verwendet wurde, entwickelte sich erst nach dem Aufeinandertreffen von Schwarz und Weiss die Urform des Boogie Woogie: Der Ragtime-Pianostil. Später entstand aus dem einfacheren Barrelhouse-Stil der echte Boogie Woogie. Seinen Namen fand dieser Pianostil in einer Aufnahme von Clarence Pinetop Smith aus dem Jahre 1928, dem "Pinetop's Boogie Woogie". Wenig später nach Einspielen seiner Aufnahmen verstarb Pinetop Smith auf tragische Weise.
Die grossen Zeiten des Boogie Woogie waren die Jahre 1928-1930. In Amerika herrschte die Prohibition und in Chicago, eines der grossen bedeutenden Boogie- und Blueszentren, bestimmten die Alkoholschmuggler und die Gangster den Stil der Lokale. Der bevorzugte Musikstil in den "Speak-Easies", den kleinen Flüsterkneipen, und den bei den sogenannten "House-Rent-Parties", veranstaltet von Familien (um durch den Verkauf von Speisen und selbst gebrannten Getränken die Mietlasten zu mindern), hiess Boogie Woogie.
Jimmy Yancey, Meade Lux Lewis, Albert Ammons, Pete Johnson, Cripple Clarence Lofton Wesley Wallace, Cow Cow Davenport, Montana Taylor, Romeo Nelson, Hersal Thomas, Charlie Spand und andere waren die Könige des Boogie Woogie.
Nach der grossen Wirtschaftskrise um 1930 war der Boogie Woogie in Amerika in Vergessenheit geraten. Die Pianisten gingen einer anderen Arbeit nach, Jazz war nicht gefragt. 1938 engagierte der anerkannte Jazzkritiker John Hammond die Pianisten Albert Ammons, Pete Johnson und Meade Lux Lewis sowie den Bluesshouter Big Joe Turner für sein " Spirituals To Swing " Konzert in die Carnegie Hall nach New York. Dieses Konzert läutete eine neue Boogie Woogie Renaissance ein. Das rollende, kraftvolle, mitreissende Spiel des Boogie Woogie Trios mit dem grossartigen Sänger Big Joe Turner war die Overnight Sensation. In Amerika brach ein riesiges Boogie Woogie Fieber aus. Diese Begeisterung bedeutete auch die Akzeptanz des Boogie Woogie als eigenständige Musikform und verhalf vielen bis anhin in den Ghettos spielenden Pianisten zu Ansehen, Erfolg und Popularität.
Diesmal erfasste die Woge auch die grossen Swing-Orchster. Tommy Dorsey hatte 1938 mit einem Swingarrangement über den "Pinetop's Boogie Woogie" einen Welterfolg und machte somit den Boogie Woogie salonfähig.
Der Boogie Woogie ist die pianistische Form des Blues. Seither hat die Musik an Faszination noch dazu gewonnen - kraft der Eigenständigkeit und Frische seines musikalischen Grundmusters. Boogie Woogie erfordert eine "maschinelle" linke Hand, die scharf akzentuierte, rollende, sich rhythmisch ständig wiederholende Bassfiguren spielt. Die rechte Hand improvisiert unaufhörlich wechselnde Bluesvariationen mit Trillern, Tremoli, nur kurz wechselnde Melodiefiguren im Charakter einer Gegenstimme.
Ohne den Einfluss des Boogie Woogie wäre die heutige Musik kaum vorstellbar. Sowohl bei Rhythm & Blues, Rock & Roll , Country & Western, New Orleans Jazz und Swing, als auch bei der Popmusik kann man im Hintergrund die rollenden Boogie Woogiebässe hören.

Hans Maitner / George Tanner



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